Der Morgen beginnt für Frank mit einem wunderbaren Ausblick in den Garten des Pfarrhauses, über den sich gerade ein diesiger Schleier in der Morgendämmerung erhebt. Man möchte meinen, dass Balu der Bär und Baghira der Panther aus Kippling’s Dschungelbuch um die Bananenbäume schleichen. Untermalt wird der Anblick der Blumenpracht von leisen rhythmischen Klängen und singenden Stimmen aus der Ferne. Da eine Hochzeit um diese Uhrzeit unwahrscheinlich ist, wird es sich hierbei wohl um die Anbeter des hiesigen Wassergottes handeln.

Doch genug der Schwärmerei. Die Arbeit ruft. Nach einem unterhaltsamen Frühstück, das abrupt durch Petra mit dem Hinweis auf die fortgeschrittene Zeit beendet wird, spricht unser Gastgeber – etwas irritiert das Schlussgebet.

Auf einer ausführlichen und unproblematischen Stationsvisite werden Verbände begutachtet, Fragen bezüglich der Schmerzen beantwortet und Patienten kritisch beäugt. Von der universellen Gestensprache wird fleißig Gebrauch gemacht.

Nur wenig später erwartet uns auch schon der erste schlafende Patient mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Hierbei handelt es sich um einen fehlenden Schluss des Oberkiefers mit der Folge, dass je nach Ausprägung ein Defekt im Bereich des Gaumens besteht und somit eine Verbindung zwischen Nasen– und Rachenraum für viele Probleme sorgt. Abgesehen von Atembeschwerden können die jungen Patienten mitunter nicht richtig schlucken und haben Sprechschwierigkeiten. Gerade bei den kleinen Kindern ist die Ernährung erheblich erschwert.

Die Schnittführung hierbei ist recht kompliziert und erfordert höchste Konzentration seitens der Operateure. Immer wieder muss geprüft werden, ob nicht doch ein Schnitt noch angepasst werden muss. Albrecht war da sehr kritisch. Doch der Einsatz lohnt sich und der junge Mann kann sich mit dem Ergebnis später sicherlich sehen lassen und sich problemlos ernähren.

Aber ohne die großartige Unterstützung der Schwestern, Dr. Lilly und anderen Helfern im Op wäre diese Arbeit gar nicht denkbar. Unermüdlich sind alle bemüht, zu helfen, Extremitäten zum Abwaschen zu halten und hier und da zu besorgen. Da die sprachliche Kommunikation nur sehr rudimentär ist und auch Englisch nur bedingt weiterhilft, werden Wünsche nicht selten von den Augen abgelesen oder an Gestiken erkannt. Arbeitszeiten scheinen hier kein Thema zu sein. Es wird bis zum Ende gearbeitet. Die sehr interessierte Ordensschwester Sirata kümmerst sich dann auch regelmäßig mit Frank um den OP Plan, da ständig Patienten verschoben werden müssen und Frank Korrekturen aushalten muss (Organisationsschwächen vom Ankunftstag). Warum sollte es auch anders als zu Hause sein?

Op–Management Sirata und Frank

Liebevoll gebackenes Bananenbrot – in diesem Fall von Dr. Lilly und andere Köstlichkeiten versüßen dem Team die Pausen.

Der zweite Patient heute ist eine junges Kind von fünf Jahren mit ausgedehnten Verbrennungen an Auge, Ellenbogen und Finger. Flux machen sich alle schon einigermaßen eingespielt ans Werk, sodass schon nach kurzer Zeit schöne Erfolge zu sehen sind. Eine mögliche längere Mittagspause mit der Aussicht auf eine kleine Spritztour nach Mandla im Sinn (Albrechts Haare gehen gar nicht mehr, wie der aufmerksame Betrachter der Fotos sicherlich schon festgestellt hat), freut sich das Team bereits, als vor der OP Tür die nächste kleine Patientin uns mit ihren großen schönen braunen Augen verkündet, dass es für alle erstmal weitergeht. Sirata hat hier das Ruder übernommen!

Trotzdem wird man pünktlich fertig, Frank mit seinen Schlafstörungen muss eine Stunde Schlaf nachholen und nach dem späten Mittagessen wird noch ein komplizierter Fall mit narbigen Verkürzungen im Handbereich operiert. Die Arbeit wird erneut aufgeteilt und kann so zügig erledigt werden.

Am späten Nachmittags kann dann der ausgefallene Plan vom Vormittag umgesetzt werden, sodass Albrecht seinen Haarschnitt bekommt und Petra frisiert wird. Frank erhält aus Versehen aufgrund sprachlicher Unzulänglichkeiten statt einer Kopf– eine normale Ganzkörpermassage und fühlt sich hernach wie eine Ölsardine. Nach geschätzten 25000 Selfies mit allen möglichen Mitarbeitern dürfen wir schließlich den Friseursalon verlassen.


Die vor dem späten Abendessen stattfindende Stationsvisite zeigt, dass es allen operierten Patienten gut geht. Kleine Patienten bekommen Geschenke und alle sind zufrieden.

Auch wenn noch genug Patienten operiert werden müssen, stellen sich noch einmal zwei Patienten mit der Frage der Operation bei Narbenkontrakturen vor. Da jedoch keine funktionell wirksamen Probleme sondern kosmetische störende Narben vorliegen, wird solch eine Operation kategorisch abgelehnt.

Auf Visite

Abendvisite

Nach getaner Arbeit und Abendessen schlafen schließlich alle begleitet von doch recht lauter Musik einer nahen Hochzeit ein.

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